Während der Corona-Pandemie hat sich auch in der Mediation der Einsatz von Online-Medien etabliert. Zu Beginn des ersten Lockdowns war es unvorstellbar, mit Konfliktparteien nicht in einem Raum zu sitzen, sich nicht frei bewegen, keine Flipcharts einsetzen zu können. Doch mit der Zeit stiegen Kreativität und Erfahrung, virtuelle Zusammenkünfte wurden Normalität und die Vorteile der Online-Mediation wurden sichtbar. Folgenden Punkte habe ich in meiner bisherigen Arbeit dabei als wertvoll erlebt.
Vorteile von Online-Mediation
Die Online-Mediation hat den Vorteil, dass jede Konfliktpartei in einem selbstgewählten, vertrauten Raum an der Mediation teilnehmen kann. Dies kann Sicherheit und Vertrautheit fördern und dadurch für mehr Offenheit im Prozess sorgen. Bei emotional aufgeladenen Situationen kann die Distanz somit einerseits zur Beruhigung des Konflikts beitragen und gleichzeitig das Fortkommen im Prozess beschleunigen. Hinzukommt, dass zwar Möglichkeiten der Bewegung im Raum entfallen und es mir als Mediatorin erschwert wird, Körpersprache wahrzunehmen. Dafür sind mimischen Resonanzen durch die Nähe zum Bildschirm sichtbarer und es ist leichter, alle Parteien in einem Blickwinkel ganzheitlich und gleichermaßen wahrzunehmen, da sie nicht im Raum verteilt, sondern auf dem Bildschirm gesammelt zu sehen sind.
Durch die Corona-Pandemie hat sich die Arbeitsrealität außerdem langfristig verändert: Während es vor 2020 für die meisten Zusammenarbeitenden undenkbar war, Meetings nicht in einem gemeinsamen Raum abzuhalten, sind nun die Vorteile des Zusammenarbeitens über Stadt- und Ländergrenzen hinweg deutlich geworden. Viele Begegnungen, die ich während der Pandemie im virtuellen Raum gemacht habe, hätten in Präsenz niemals stattgefunden. Ganz selbstverständlich bin ich heute in Kontakt mit Kolleg:innen aus Karlsruhe, Stuttgart, Berlin und München – und schätze diesen städteübergreifenden Austausch sehr! Dieses ortsunabhängige Zusammenkommen ermöglicht somit neue Begegnung und spart Ressourcen – für Einzelpersonen und die Umwelt. Durch wegfallende Anreise, Übernachtungen und Raumanmietungen sinken Zeitaufwand und Kosten und CO2-Emissionen werden reduziert.
Als deutlich wurde, dass wir uns an virtuelle Zusammenkünfte gewöhnen müssen, haben sich Tools und Methoden entwickelt, die sich mittlerweile auch für Online-Mediationen und Online-Workshops bewährt haben. Ich arbeite vorrangig mit der Webinar-Software Zoom und den hierin zur Verfügung stehenden Optionen wie der Bereitstellung von Breakout-Räumen und der Erstellung von Whiteboards. Auch simple Programme wie PowerPoint und Word können bei der Visualisierung von Prozessen wertvoll sein. Das wichtigste für die Mediation im virtuellen Raum ist – wie in physischer Präsenz – eine klare Struktur, hohe Aufmerksamkeit für die Mediand:innen und Transparenz über den Prozess und technische Herausforderungen.
Fazit
Durch meine bisherigen Erfahrungen sehe ich die Durchführung von Mediationen und Workshops online als Bereicherung und Erweiterung meines Tätigkeitsfeldes. Eine Chance sehe ich vor allem dann, wenn Teilnehmende ein Online-Format wünschen oder ein physisches Zusammenkommen der Teilnehmenden nicht möglich ist. Mediation in Präsenz bietet weiterhin den Vorteil, dass ich alle Teilnehmenden mit ihren mimischen und gestischen Resonanzen ganzheitlich wahrnehmen kann, Bewegung im Raum möglich ist und damit ein vielfältigerer Einsatz von Methoden und Materialien. Dies erhöht die Aufmerksamkeit für den Prozess und fördert die Entwicklung neuer Perspektiven und damit die Entstehung von Aha-Momenten.
Ob für dich und dein Anliegen, die Online- oder Präsenzlösung passender ist, können wir gerne in einem unverbindlichen Erstgespräch herausfinden. Kontaktiere mich hierfür gern!